Die Polizeidienststelle Hamm ist so etwas wie das Abstellgleis für gescheiterte Kriminalbeamte. Dienststellenleiter Vorderbäumen klagt seit Jahren gegen seine vorzeitige Pensionierung, Kommissar Scholz ist ein hoffnungsloser Zocker, Kollege Lenz ein notorischer Säufer. Und der latent begriffsstutzige Latotzke hat es nur dank eines einflussreichen Onkels zu einem Job bei der Polizei gebracht.
Die „Task Force Hamm“, ersonnen von Autor Dirk Schmidt, erlebt schon seit einigen Jahren im Rahmen der Reihe „Radio Tatort“ immer wieder haarsträubende Abenteuer in der eigentlich doch so beschaulichen Provinz.
Random House Audio hat nun acht Fälle der Chaostruppe auf CD veröffentlicht. Ein Muss für jeden Freund guter und unterhaltsamer Radiokrimis.
Bei der Besetzung fängt es an. So hat man für die Rolle von Scholz den bekannten Schauspieler Uwe Ochsenknecht (Schtonk!) gewinnen können.
Der Hörspielprofi Hans Peter Hallwachs (Der Herr der Ringe) gibt einen dauerhaft miesepetrigen Vorderbäumen zum Besten.
Sönke Möhring sorgt als Latotzke immer wieder für Situationskomik. Und Matthias Leja liefert als Lenz, das größte Arschloch unter den Vieren, ausreichend Stoff für Reibereien und Konflikte.
Die Fälle sind nicht provinziell, eher skurril, aber nie zu weit entfernt vom echten Leben.
Im ersten Fall gilt es den Mord an einem Metzger aufzuklären. Seltsam: Der Mann wurde erschossen, erhängt und ertränkt.
In „Noch nicht mal Mord“ taucht eine Leiche in der Kläranlage auf. Die Recherchen ergeben, dass der Tote drei Identitäten hatte. Und leider mischt sich auch das LKA in die Ermittlungen ein.
In „Baginsky“, dem meiner Meinung nach besten und lustigsten Fall, vergessen die Hammenser Ermittler einen Toten in der Gerichtsmedizin und beginnen deshalb erst drei Wochen nach dem Dahinscheiden des Mannes mit den Ermittlungen. Scheinbar hat auch sonst niemand den Toten vermisst.
Gerade als es ruhiger zu werden scheint in der Polizeidienststelle Hamm, taucht dort der bewaffnete Ausbrecher „Kontermann“ auf und nimmt die vier Ermittler als Geiseln.
In „Currykill“, in Rückblenden erzählt, wird Georg Latotzke zum Helden, denn ihm gelingt es, einen Serienkiller dingfest zu machen. Und die Hammenser Problembullen werden aus ermittlungstaktischen Gründen für kurze Zeit zu Wurstbudenbetreibern.
In „Malina“ erwacht Felix Lenz nach einer durchzechten Nacht neben einer Toten und kann sich an nichts mehr erinnern.
In „Calibra“ muss sich Latotzke mit einem entlassenen Schwerverbrecher auseinandersetzen, dem er einst auf dubiose Weise sein Auto abgeknöpft hat. Igor Jabontschek startet einen gnadenlosen Rachefeldzug, der ganz Hamm in Angst und Schrecken versetzt.
Und in Fall Nummer 8 wendet sich ein ehemaliger Kollege an Scholz. Der Undercover-Agent Kurrat will raus aus seinem Job. Allerdings scheint nicht nur das LKA, sondern auch ein gefährlicher Rockerclub etwas dagegen zu haben.
Acht extrem unterhaltsame und auch spannende Krimis, getragen von einem famos aufspielenden Quartett.
Die Stärke der Geschichten rührt aber nicht nur vom Ideenreichtum des Autors Dirk Schmidt, sondern auch von der Tatsache, dass die Figuren mit all ihren Schwächen und Marotten so wunderbar menscheln.
Die besten Fälle sind meiner Meinung nach auch jene, in denen sich Komödie und Tragödie die Waage halten, etwa „Malina“ mit seiner unfassbar traurigen Schlusspointe.
Oder „Baginsky“, in dem der vordergründig so coole Lenz einen denkwürdigen Zusammenbruch erleidet.
Eine formidable Sammlung für kleines Geld, für alle Fans skurriler und origineller Krimis mit reichlich Lokalkolorit.
Darauf erst mal ´ne westfälische Lasagne!
Eine Hörprobe gibt es hier!
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