Wer Jack The Ripper wirklich war, ist bis heute ungeklärt. Es gibt unter „Ripperologen“ zahlreiche Theorien über mögliche Täter. Frank Gustavus hat sich in seiner im Jahr 2001 erschienenen Hörspielbearbeitung Jack The Ripper – Die Geschichte eines Mörders beispielsweise für den arsensüchtigen Baumwollhändler James Maybrick als Täter entschieden, der in dem Hörspiel als Ich-Erzähler auftritt und, zunehmend dem Wahnsinn verfallend, London in Angst und Schrecken versetzt.
Die mediabühne-unart bedient sich für das vorliegende Hörspiel bei dem Motiv der „Königlichen Verschwörung“, wie es etwa auch Allan Moore in seiner mit Johnny Depp verfilmten Graphic Novel From Hell tut. Kern dieser Theorie ist es, dass hinter den Morden keine Geringere als die Königin von England selbst steckt, die eine Erpressung und einen damit verbundenen Skandal für das Königshaus mit allen Mitteln abwenden möchte. Den passenden Erfüllungsgehilfen findet sie dabei in ihrem Leibarzt Sir William Gull, der nach einem Schlaganfall nur noch eingeschränkt praktizieren kann. Der macht sich nun in den Nächten des Herbstes 1888 in einer Kutsche auf den Weg durch das Londoner East End, um die Erpresserinnen eine nach der anderen zu ermorden.
Potenzielle Hörer brauchen nicht zu maulen, was mir denn einfällt, die Identität des Rippers zu verraten, denn der wird sowieso am Anfang des Hörspiels rekrutiert.
Was das Hörspiel dennoch so spannend und außergewöhnlich macht ist die Tatsache, dass die Macher Klaus Ude und Annelie Krügel das Geschehen aus mehreren Blickwinkeln schildern.
Da ist zum einen der ausgebrannte Inspektor Abberline, gesprochen und toll gespielt von Frank Glaubrecht, der erst spät erkennt, dass er selbst auch nur als Spielball einer großen Verschwörung missbraucht wird.
Außerdem gibt das Hörspiel Einblick in die Welt der ausgenutzten, verbrauchten und oftmals schwer kranken Frauen, die für ein paar Pence ihren Körper verkaufen und, während der Ripper sein Unwesen treibt, Nacht für Nacht um ihr Leben fürchten müssen.
Und dann ist da noch der wahnsinnige Täter selbst, großartig und verstörend gespielt von Helmut Krauss, der die Durchführung seiner Taten nicht nur als Auftrag seiner Königin begreift, sondern sie noch dazu mit wirren Allmachtsfantasien und Verschwörungsfantastereien der Freimaurer zu rechtfertigen versucht.
Besonders stark sind auch die Szenen, in denen kurz angerissen wird, wie der Ripper eine ganze Stadt in Angst und Chaos stürzt, etwa das Auftreten immer neuer Denunziationen und Verdächtigungen oder die unzähligen falschen Bekennerbriefe, die bei Londoner Zeitungen eingehen.
Spannend, ausgezeichnet produziert, fast ein kleines Sittengemälde der damaligen Zeit. Ganz großes Kino. Unbedingt hören!
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