Der Arzt Henry Jekyll experimentiert Ende des 19. Jahrhunderts in seinem Labor in London mit allerlei Chemikalien und ist dabei fasziniert von dem Gedanken, er könne das Böse im Menschen durch seine Versuche isolieren und zum Vorschein bringen. Eines Tages gelingt eines seiner Experimente und er verwandelt sich in den skrupellosen Mr. Hyde. Anfangs scheint Jekyll noch die Kontrolle über seine dunkle Seite zu behalten, bald aber wird Hyde zur ernsthaften Gefahr für seinen Schöpfer.
Die Hamburger Künstlergruppe mediabühne-unart ist spätestens seit der außergewöhnlichen Hörspielproduktion Der Spiegel im Spiegel nach Michael Ende aus dem Jahr 2011 ein Begriff unter Freunden anspruchsvoller Hörspiele.
Als nächstes Hörspielprojekt hat man sich nun der Neubearbeitung der klassischen Schauergeschichte von Robert Louis Stevenson gewidmet.
Als Chronist und Hauptdarsteller konnte man den erfahrenen Sprecher Andreas Fröhlich gewinnen, der sich vor allem in den Verwandlungsszenen, in denen der Zweikampf zwischen Dr. Jekyll und seiner dunklen Seite Hyde akustisch effektvoll geschildert wird, als Idealbesetzung erweist.
Wie er den fiesen Hyde zum Leben erweckt, das erinnert oft an seine kongeniale Synchronisation des Wesens Gollum in der Verfilmung von Der Herr der Ringe.
Auch die übrige Sprecherbesetzung ist hochklassig, unter anderem sind Peter Weis, Klaus Dittmann und Frank Glaubrecht zu hören.
Glaubrecht spielt den Londoner Polizeiinspektor Frederick Abberline der, anders als im Roman, in die Ermittlungen um das böse Treiben Hydes verwickelt wird. Die Macher des Hörspiels haben sich nämlich entschieden, die Geschichte in das Jahr 1888 zu verlegen, so dass sich die Geschehnisse um Jekyll und Hyde mit den grausigen Taten des berüchtigten Prostituiertenmörders „Jack The Ripper“ kreuzen. Und so nimmt das Hörspiel bereits einige Handlungsfäden auf, die im zweiten Teil der Reihe, der sich mit den Ripper-Morden befasst, wieder aufgegriffen werden.
Was Atmosphäre und musikalische Untermalung angeht, so bewegt man sich bei mediabühne-unart ebenfalls auf sehr hohem Niveau. Die Geräuschkulisse lässt das London der Jahrhundertwende eindrucksvoll lebendig werden, egal ob bei einem Streifzug durch die von rasselnden Pferdefuhrwerken befahrenen Straßen, oder einem Blick in die verruchten Viertel der Stadt, in denen Hyde seinen dunklen Leidenschaften frönt.
Musikalisch wird das Geschehen von Klaus Ude mit einem eingängigen, opulenten Soundtrack untermalt, der den Vergleich mit manch klassischer Filmmusik nicht zu scheuen braucht.
So kommt also kurz vor Jahresende noch einmal eine echte Spitzenproduktion auf den Markt. Zwar ist dies nicht die erste Hörspielfassung der unheimlichen Geschichte R. L. Stevensons, ich halte sie aber neben der im Jahr 1999 beim Hörverlag erschienenen Version des WDR, mit Matthias Fuchs in der Titelrolle, für die bisher gelungenste.
Eine Hörprobe gibt es hier!
Neueste Kommentare