Im Jahr 1896 taucht ein Mann im Gasthof des kleinen Örtchens Iping auf und mietet sich dort ein. Er ist nicht nur außergewöhnlich launisch und unsympathisch, sondern sorgt auch mit seinen chemischen Experimenten für Unruhe und Ratlosigkeit unter den Einwohnern von Iping. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dem Wissenschaftler, der stets mit vermummtem Gesicht und Sonnenbrille sein Zimmer verlässt?
Die erste Umsetzung einer Geschichte von H.G. Wells aus dem Hause Titania Medien kommt auf zwei CDs und mit einer Spielzeit von 128 Minuten in die Läden.
Und diese lange Spielzeit ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich zu Beginn anbringen möchte. Ein paar Minuten weniger hätten nicht geschadet, denn es ergeben sich etwa zu Beginn ein paar zu lange Szenen, in denen etliche Bewohner von Iping (vergeblich) versuchen, dem Wissenschaftler Details über seine Pläne zu entlocken. Aber immerhin: Schöne Wirtshausatmosphäre. :-)
Auch am Ende, wenn der Vermummte Unterschlupf bei einem ehemaligen Studenten findet, dem er schließlich von seinen Experimenten erzählt, hätte man seine Ausführungen durchaus um ein paar Minuten kürzen können.
Simon Böer in der Hauptrolle gibt derweil alles, um den „Unsichtbaren“ von Beginn an als absoluten Unsympathen darzustellen, der zur Erreichung seiner Ziele buchstäblich über Leichen geht. Leider fehlen der Figur die Ambivalenz und innere Zerrissenheit, die etwa ein Henry Jekyll oder Viktor Frankenstein mit sich bringt. Aber Böer und Regisseur und Bearbeiter Marc Gruppe machen das Beste aus Wells´ Vorlage.
Und Iping wird noch von weiteren prominenten und erfahrenen Schauspielern und Sprechern bevölkert. Allen voran sind Marianne Mosa und Matthias Lühn als Wirtsleute zu nennen, die durch ihr bisweilen leicht überdrehtes Spiel und ihre Hartnäckigkeit auch für ein paar komische Momente sorgen. Matthias Lühn, den ich mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingssprechern zähle, wäre sicherlich in der Lage, sogar das Telefonbuch von Wattenscheid in Hörbuchform zu einem echten Hörerlebnis zu machen.
Lutz Riedel (Jan Tenner), Horst Naumann (Die drei ???) und Michael Che-Koch (Mord in Serie) bringen ebenfalls jede Menge Drama in die Umgebung von Iping. Und Sascha von Zambelly gibt einen überzeugenden Einstand als Erzähler im „Gruselkabinett“.
So ist „Der Unsichtbare“ für meinen Geschmack zwar etwas lang geraten, für Freunde gut gemachter fantastischer Hörspielunterhaltung aber auf jeden Fall ein Hörtipp. Weitere H.G.-Wells-Hörspieladaptionen innerhalb des „Gruselkabinetts“ werden in Kürze folgen.
Eine Hörprobe gibt es hier!
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