In diesem Zweiteiler tritt Dorians Begleiterin Coco Zamis in den Mittelpunkt. Höchste Zeit, schließlich führte die attraktive Hexe ja bis jetzt eher ein Schattendasein neben dem Dämonenkiller, obwohl ihr der Zaubermond Verlag unter dem Titel Das Haus Zamis eine eigene Romanserie gewidmet hat.
Zu Beginn reist Coco zur Testamentseröffnung ihres Vaters, wo der teuflische Anwalt Skarabäus Toth sie an Cyrano von Behemoth übergibt, den Coco bereits aus ihrer Kindheit kennt, denn unter seiner Obhut war Coco einst zur Hexe ausgebildet worden. Cyrano soll ihr nun alle all ihre menschlichen Erinnerungen rauben und sie anschließend ehelichen.
Diese 120 Minuten aus dem Leben der Hexe Coco haben es ziemlich in sich.
Vollste Aufmerksamkeit ist vonnöten, denn die Macher arbeiten immer wieder mit Zeitsprüngen.
Cocos Kindheit ist gekennzeichnet vom rücksichtslosen Treiben auf dem Schloss des Cyrano von Behemoth, wo sie zusammen mit anderen Mädchen in die Hexenkunst eingeführt wird. Zusammen mit der sadistischen (und krankhaft eifersüchtigen) Lehrerin Sandra verbrauchen die Junghexen jede Menge Menschenmaterial für ihre bösen Experimente.
Nur bei Coco keimen immer wieder Zweifel an ihrem Tun und Mitgefühl für ihre Opfer auf.
Später, Coco ist inzwischen im Teenageralter und soll zur Hexe „geweiht“ werden, werden wir Zeugen eines raffinierten Komplotts, bei dem ein Mitglied der Schwarzen Familie versucht, die Machtverhältnisse innerhalb derselben auf den Kopf zu stellen. Und wir begleiten Coco und ihren Onkel auf eine Kannibalenorgie, wie man sie in der deutschen Gruselhörspiellandschaft noch nicht zu hören bekommen hat.
Und Dorian? Der taucht erst im zweiten Teil der Geschichte auf und setzt alles daran, um seine Freundin in der Jetztzeit aufzuspüren. Zusammen mit Marvin Cohen streift er durch Wien. Und Dämonenleichen pflastern ihren Weg.
Ein starker, randvoll gepackter Zweiteiler, der manchmal das Hirn zwischen den Kopfhörermuscheln zu verdrehen droht. Mehrmaliges Hören war bei mir nötig, um mich einigermaßen in den verschiedenen Zeitebenen zurecht zu finden.
Mir hat wieder einmal der konsequent düstere Grundton der Geschichte gefallen, denn wie schon erwähnt ist Cocos Lebensweg von allerlei Grausamkeiten und Gemeinheiten geprägt.
Und zum guten Ton gehören natürlich gute Schauspieler.
Gleich drei Sprecherinnen verkörpern Coco. Zum einen die wie immer über jeden Zweifel erhabene Claudia Urbschat-Mingues, der ich viel zu selten in meinen Besprechungen das Prädikat: „Sexiest voice alive“ verleihe.
Als Kind wird Coco von Christina Staats gesprochen, die ihre Rolle ebenso überzeugend zu spielen versteht wie die wunderbare Lotta Doll (als Teenagerin), die ich ja bereits nach ihrem genialen Auftritt in Sonderberg & Co und die letzte Nacht der Eva Przygodda tief in mein Hörspielhörerherz geschlossen hatte.
Fast 50 weitere Sprecher sind in dem Hörspiel zu hören, unter anderem der Profi Lutz Mackensy (Fünf Freunde) als herrlich fieser Cyrano. Sehr schön ist auch das Wiederhören mit Andreas Schmidt (Skarabäus Toth), Douglas Welbat (Michael Zamis) und Klaus Dieter Klebsch (Asmodi).
Technisch hat sich Sounddesigner Alexander Rieß ein paar nette Kniffe einfallen lassen, um die verschiedenen Zeitebenen auseinander halten zu können. Um die alle zu entdecken, empfiehlt sich allerdings auch ein mehrmaliges Hören des Zweiteilers.
Und der Komponist Andreas Meyer hat nicht nur Coco ein eigenes musikalisches Thema spendiert, sondern überrascht neben einigen Variationen bekannter Stücke auch mit der passenden Discomucke zur Untermalung der Menschenfresserparty.
Ein starkes Stück in allen Bereichen. Es wird Zeit für eine eigene Hörspielserie von Das Haus Zamis.
Horrorhörspielunterhaltung für alle, die mehr wollen als „Hemd auf! – Kreuz raus!“ oder Groschengrusel vom Reißbrett.
Weitere Infos gibt es hier!
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