Im Jahr 1828 sorgte ein Kriminalfall in Bremen weit über die Grenzen der Stadt hinaus für Aufsehen. Gesche Gottfried hatte über mehrere Jahre hinweg insgesamt 15 Menschen vergiftet, darunter ihre eigenen Kinder und Eltern. Zudem hatte sie immer weder weiteren Personen Gift in nichttödlichen Dosen verabreicht. Das vorliegende Hörspiel entstand nach den Original-Protokollen der Verhöre mit Gesche Gottfried.
Zu Beginn sind einige Aussagen von Zeitgenossen Gesche Gottfrieds zu hören, die die Angeklagte einerseits als äußerst freundlich und hilfsbereit beschreiben, allerdings aber den Verdacht nähren, dass es im Haus der Angeklagten bereits seit langer Zeit nicht mit rechten Dingen zugegangen war.
Es dauert eine Zeit, bis die Beschuldigte selbst zu Wort kommt und sich das Hörbuch zu einem Hörspiel wandelt. Von Verlagsseite hat man für diese Mischung aus Lesung und Spielszenen den wie ich finde treffenden Begriff „Hörspielbuch“ gefunden.
Was die Sprecher angeht, so fällt auf dass sich die Macher (glücklicherweise) größtenteils auf Profis verlassen haben. So sind als Bremer Bürgerinnen und Bürger unter anderem Detlef Bierstedt, Luise Lunow, Gisela Fritsch und Helmut Krauss zu hören.
In den Spielszenen überzeugt David Nathan als verhörender Senator Droste. Mehr als eindrucksvoll ist die Leistung der Schauspielerin Ariane Seeger in der Hauptrolle. Wie sie die ständig zwischen Wahn, Verzweiflung und eiskaltem Kalkül hin und her wechselnden Stimmungen der Gottfried spielt, erinnert manchmal an Götz Georges Leistung als Der Totmacher in der Verfilmung der Vernehmungsprotokolle des Serienmörders Fritz Haarmann.
Bis auf kurze, einschneidende Streicherpassagen verzichtet man auf Musik oder Effekte, verlässt sich stattdessen voll auf die talentierten Sprecher.
Für mich ist dieses Experiment durchaus gelungen. Ein wirklich eindrucksvoll gespieltes Hör-Kammerspiel.
Horror der etwas anderen Art, dadurch aber nicht weniger wirkungsvoll.
Weitere Infos gibt es hier, wo das Hörspielbuch auch bestellt werden kann.
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