Die schönsten Hörspiele für Kinder 2

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Acht Hörspiele auf 12 CDs hat das Label Igel Records in dieser Box zusammengefasst. Und weil sich darin eigentlich nur echte Perlen befinden, lohnt es sich einen genaueren Blick auf jede der Produktionen zu werfen.

Die Kinder von Arden nach einem Roman von Edith Nesbit, eine Produktion des Südwestrundfunks aus dem Jahr 2003, schildert ein aufregendes Abenteuer der Geschwister Edred und Elfrida, die den Familienschatz der Familie Arden suchen, und dabei im wahrsten Sinn des Wortes durch die Weltgeschichte reisen müssen. Ein extrem amüsantes Abenteuer mit bekannten Sprechern wie Michael Habeck und Rosemarie Fendel, sowie zwei großartigen Nachwuchssprechern in den Hauptrollen.

Don Quixote, eine Produktion des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 1999 ist eine sorgfältige, kindgerechte und superb gespielte Hörspielfassung des berühmten Schelmenromans um den „Ritter von der traurigen Gestalt“, den sein Kampf zu Ehren der edlen Dulcinea von Toboso in den Wahnsinn und in irrwitzige Schlachten gegen Windmühlen, Weinschläuche und vermeintliche Zauberer treibt. Karl Lieffen (Der Herr der Ringe) ist dabei eine Idealbesetzung für den tragikomischen Helden, ebenso Michael Habeck als sein treuer Knappe Sancho Pansa. Sehr zugute kommen dem Hörspiel auch der Münchner Schauspieler Gerd Anthoff als Erzähler, sowie die schöne Gitarrenmusik mit der die einzelnen Hörspielszenen größtenteils unterlegt sind.

Auch aus Gullivers Reisen aus dem Jahr 1978 hätte ein perfektes Hörspiel werden können, hält es sich doch in weiten Teilen an die Vorlage von Jonathan Swift, schildert alle fantastischen Abenteuer des Seefahrers und lässt auch den satirischen Kern des Romans nicht außer Acht. Leider haben sich die Autoren der Bearbeitung aber den Jux erlaubt, den Helden Gulliver und seinen Schöpfer in die Gegenwart purzeln und in einer Fernsehshow (!) auftreten zu lassen, was offensichtlich als Kritik an einer Gesellschaft von „Mattscheibenguckern“ gedacht war, in seiner Ausführung aber eher plump als satirisch wirkt, und den Fluss der ansonsten spannenden Geschichte sehr stört. Zu hören sind unter anderem Mogens von Gadow (Synchronstimme von Joe Pesci) als Gulliver, Hans-Jürgen Diedrich (Balduin Pfiff) als Fernsehmoderator und Achim Höppner (Synchronsprecher von Ian „Gandalf“ McKellen) als Alexander der Große.

Mit Der überaus starke Willibald hat sich ein Hörbuch in die Sammlung gemogelt. Vorleser Friedhelm Ptok hat aber nicht erst mit Die Alchimistin bewiesen, dass er ein hervorragender Erzähler ist. Zudem ist die Geschichte von der titelgebenden Maus Willibald, die sich mit tyrannischen Mitteln zum Anführer eines Mäuserudels macht, ein kluges und nicht nur für Kinder lehrreiches Beispiel dafür, wie eine Diktatur entstehen kann und wie leicht dabei Mäuse und Menschen zu Tätern, Mitläufern und Opfern werden können.

Und auch in Nussknacker und Mäusekönig, einer Hörspielbearbeitung des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 1984, spielen Mäuse eine Rolle. Denn die wollen am Weihnachtsabend einen Angriff starten, was ein Heer von Spielzeugfiguren unter Führung eines Nussknackers zum Gegenangriff schreiten lässt. Trotz guter Sprecher, unter anderem Karl Lieffen, Hans Quest (Momo) und Ilse Neubauer (Pumuckl) könnte das Hörspiel durch seine lyrische und altertümliche Sprache kleine Hörer eher überfordern oder langweilen.

Der Weihnachtsabend, die älteste Radioproduktion der Sammlung aus dem Jahr 1965, ist eine weitgehend werkgetreue Hörspielfassung der berühmten Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, in der der böse Ebeneezer Scrooge von den Geistern der Weihnacht heimgesucht wird und dadurch zu einem besseren Menschen wird. Es gibt zahlreiche schöne Hörspielfassungen der Geschichte, unter anderem von Ttania Medien und Europa. Und auch diese Fassung weiß zu gefallen, vor allem durch die überzeugenden Leistungen der beteiligten Sprecher. Besonders gefreut habe ich mich über den großen Wolfgang Büttner (Momo, Der Name der Rose) in der Rolle als Geist der Weihnacht.

In Das Flaschenteufelchen nach einer Geschichte von Robert Louis Stevenson findet der Seemann Keawe eine magische Flasche, deren Geist seinem jeweiligen Besitzer einen Wunsch erfüllt, dafür aber die Seele des Besitzers verlangt. Derjenige, dem die Flasche gehört, muss die Flasche stets zu einem geringeren Preis weiterverkaufen um den Fluch wuieder los zu werden. Aber Keawe muss bald feststellen, dass sich der Fluch nicht so leicht abschütteln lässt.
Wieder ein schönes Hörspiel aus den Archiven des Bayerischen Rundfunks. Klassisch in der Umsetzung, ohne viel Effekt-Bohei, dafür aber wieder mit großartigen Sprechern wie Karl Walter Dieß (Masters Of The Universe), Gerd Baltus und Horst Sachtleben (Synchronsprecher von Peter Falk).

Und zum Schluss komme ich noch zu meinem persönlichen Highlight der Sammlung. Die Millionen des Kamylk Pascha ist eine Hörspielproduktion des Bayerischen Rundfunks nach einer unbekannteren Geschichte von Jules Verne.
Der cholerische Kapitän Antifer, genial interpretiert vom großen Hans Clarin, besitzt seit Jahren einen Brief mit der Angabe eines geographischen Breitengrads. Um aber an das gigantische Erbe des Kamylk Pascha, dem Antifers Vater einst das Leben gerettet hat, zu kommen, benötigt er den dazugehörigen Breitengrad. Als der endlich eintrifft macht sich Antifer auf die abenteuerliche Suche, die ihm und seinen Getreuen alles abverlangt.

Ein echter Schatz, ein großes Vergnügen und ein denkwürdiges Wiederhören mit Hans Clarin, der als Antifer unerbittlich und amüsant durch das Hörspiel poltert. Ihm zur Seite stehen seine Tochter Irene, Karl-Walter Diess als Erzähler und Robert Atzorn als finsterer Neffe von Kamylk Pascha.

Ich kann nur hoffen, dass diese bisher längste Rezension in der Geschichte von hoerspielsachen.de potenziellen Hörern Appetit auf diese gelungene Hörspielsammlung gemacht hat. Auch für Sammler ist die Box dank schön gestalteter Inlays und Cover ein echtes Schmuckstück für jedes Hörspielregal.

Weitere Infos gibt es hier!

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