Der junge Reporter Miller untersucht am Ende des Jahres 1963 den Selbstmord eines Hamburger Juden. Dabei stößt er auf das Tagebuch des Toten, in welchem dieser von seinen schrecklichen Erlebnissen im Konzentrationslager berichtet. Miller kommt zu dem Verdacht, der totgeglaubte Kommandant des KZs könnte noch am Leben sein. Doch mit seinen Recherchen kommt er einer Geheimorganisation ehemaliger SS-Angehöriger in die Quere und wird bald vom Jäger zum Gejagten.
Insgesamt hat mir das Hörbuch, das Fakten und Fiktion auf unterhaltsame, spannende und (manchmal) informative Weise verknüpft, gut gefallen. Zwar geht es in dem mittlerweile 40 Jahre alten Roman des ehemaligen Reporters Forsyth um einiges behäbiger zu, als es Leser und Zuschauer etwa von den Abenteuern eines Jason Bourne gewohnt sind, dennoch lauscht man stellenweise gebannt der Jagd auf den Helden Miller. Außerdem bietet der Roman durchaus einen erhellenden Einblick in den Umgang der deutschen Bevölkerung der 1960er Jahre mit den Ereignissen der NS-Zeit.
Der Vorleser Michael Schwarzmaier macht einen wirklich guten Job. Seine Interpretation der einzelnen Figuren ist abwechslungsreich, er bedient sich dabei meist verschiedener Dialekte, je nach momentanem Schauplatz. Und das kann er wirklich gut, lediglich die auftauchenden britischen und amerikanischen Zeitgenossen klingen bei ihm eher nach Howard Carpendale.
Die Akte Odessa ist keine große, dafür aber zeitlos gute Unterhaltungsliteratur aus einer Zeit, in der Klatschreporter ohne Handy und Superfähigkeiten noch Agenten werden konnten, Profikiller noch Mackensen hießen und junge Grundschullehrerinnen des Geldes wegen lieber als Stripperinnen arbeiteten.
Definitiver Hörtipp für alle, die in der Bahnhofsbuchhandlung spannenden und kurzweiligen Hörstoff für die nächste Zugfahrt München – Hamburg suchen.
Eine Hörprobe gibt es hier!
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