Als Allan Karlsson kurz vor seinem hundertsten Geburtstag fast sein Haus in die Luft sprengt, und das, obwohl er doch nur jenem Fuchs auflauern wollte, der seinen geliebten Kater gerissen hatte, wird er kurzerhand ins Altersheim verfrachtet, aus dem er allerdings schnurstracks wieder flieht. Was dann folgt, ist eine aberwitzige Reise durch Schweden, ein Roadmovie ganz besonderer Art inklusive (toter) Gangster und eines Elefanten.
Die Geschichte des Schweden Jonas Jonasson war bereits als Buch ein Bestseller. Leonhard Koppelmann, der sich im Hörspielbereich bereits durch zahlreiche aufwändige Produktionen (Morland, Die Säulen der Erde) einen Namen gemacht hat, hat daraus nun für den Hessischen Rundfunk ein turbulentes, urkomisches und abwechslungsreiches Hörabenteuer gemacht.
Die Besetzung ist erstklassig. Vor allem Matthias Habich (Otherland, Sofies Welt) in der Hauptrolle weiß von Beginn an zu überzeugen. Jede Pointe sitzt, und sei sie noch so staubtrocken. Bald erhält er Gesellschaft durch den alten Gauner Julius, ebenso gekonnt und amüsant gespielt von Walter Renneisen (Der Herr der Ringe), der Allan fortan auf seinem Höllentrip durch Schweden zur Seite steht.
Auch Marion Breckwoldt als dauerfluchende Elefantenbesitzerin Gunilla sorgt für jede Menge Lacher, ebenso wie Christian Redl als die Karikatur der Karikatur eines typischen skandinavischen Kriminalkommissars, wie er in unzähligen zeitgenössischen Kriminalromanen auftaucht.
Genau genommen erhält der Hörer aber sogar zwei Hörspiele in einem, denn die Flucht der skurrilen Rentnergang wird immer wieder von Epiosoden unterbrochen, in denen Allan Karlsson seine ganz eigene Sicht auf und Beteiligung an bedeutenden Ereignissen der Weltgeschichte schildert. So erfahren wir unter anderem, mit Udo Schenk (John Sinclair, Dorian Hunter) als Chronist, wie der Sprengstoffexperte Karlsson Freundschaft mit dem spanischen Diktator Franco und Albert Einsteins Bruder Herbert schloss, wie er beinahe Winston Churchill in die Luft gesprengt hätte, und wie J. Robert Oppenheimer von ihm den entscheidenden Hinweis zum Bau der Atombombe erhielt.
Diese Episoden unterlegt Koppelmann immer weder mit Originalaufnahmen der Beteiligten, sodass unter anderm auch O-Töne von Mao, Stalin und Harry Truman zu hören sind.
Das alles macht das Hörspiel zu einem wirklich großen Spaß, den nicht nur Freunde von Schelmenromanen schätzen werden, sondern auch Liebhaber des lakonischen, aber stellenweise bitterbösen Humors von Filmemachern wie Aki Kaurismäki, Jim Jarmusch oder Joel und Ethan Coen.
Ein echtes Highlight des an wirklichen Höhepunkten ja bisher eher armen Hörspieljahrs 2013.
Eine Hörprobe gibt es hier!
Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass Goldagengården X unterstützt werden muss.
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