Mae ist 23 Jahre alt und erhält die Chance ihres Lebens. Sie bekommt einen Job beim „Circle“, dem größten und einflussreichsten IT-Konzern der Welt. In einem riesigen Think-Tank entstehen Produkte und Dienstleistungen, die das (digitale) Leben aller Menschen verbessern sollen. Schon nach kurzer Zeit steigt Mae in die Führungsriege des „Circle“ auf, was sie und den Hörer mit immer neuen unbequemen Wahrheiten konfrontiert.
Dieser seit seinem Erscheinen unglaublich gehypte Roman des Amerikaners Dave Eggers wird immer wieder mit George Orwells 1984 verglichen.
An die Stelle des „großen Bruders“ rückt in The Circle die totale Transparenz. Der Konzern, eine Art Mischung aus Apple, Google und Facebook, ist eine alles verschlingende Datenkrake, die so viele Informationen wie möglich über ihre Nutzer sammeln möchte.
Vordergründig, um dadurch die Welt zu verbessern, in Wahrheit allerdings, um ein totalitäres Kontrollregime zu errichten.
Mae erliegt dem Reiz der unbegrenzten Möglichkeiten von der ersten Minute an. Sie genießt die Aufmerksamkeit und das von Circle-Mitgliedern beschworene Gemeinschaftsgefühl. Der Konzern bewertet seine Mitglieder mittels Ratings und Statistiken, jeder Mausklick wird registriert, alle Privilegien fordern den Preis der totalen (digitalen) Transparenz.
Mittels neuer Erfindungen, etwa kabelloser überall einsetzbarer Überwachungskameras, werden die Ziele des „Circle“ in die ganze Welt gebracht, was schließlich zur Folge hat, dass sich immer mehr Menschen für die totale Transparenz entscheiden, und so allen Nutzern mithilfe von Überwachungstechnik Einblick in ihr Privatleben gewähren.
Stark sind die Momente, in denen einem als Hörer bewusst wird, dass viele der Möglichkeiten des „Circle“ bereits in greifbarer Nähe liegen, etwa die totale Kameraüberwachung oder das digitale Markieren von Menschen mittels Gesichtserkennung.
Auch Maes Weg ins Innere des „Circle“, dessen Mechanismen vielfach denen einer Sekte gleichen und die Mae dazu bringen, sich fast vollends von ihrer Familie zu lösen und die wenigen Mahner und Kritiker unter ihren Freunden zu ignorieren, lassen einen als Hörer nicht kalt.
Lediglich im Finale übertreibt es der Autor meiner Meinung nach etwas mit der totalen „Circle“-Ergebenheit seiner Heldin, was dem Hörer allerdings ein dramatisches letztes Kapitel beschert, das, wie viele weitere Passagen, regelrecht nach einer aufwändigen Hollywood-Verfilmung schreit.
Neben dem Ziel der guten Unterhaltung erreicht der Roman aber sicherlich sein Ziel, die Leser (Hörer) sensibler für den Umgang mit ihren persönlichen Daten im Internet zu machen. Und wenn, wie seit kurzem, ein großer Mobilfunk-Konzern mit dem Slogan „Was würdest du tun, wenn du alles kannst?“ wirbt, kann es einem nach dem Hören von Der Circle schon mal mulmig im Bauch werden.
Eine Hörprobe gibt es hier!
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