Der Psychotherapeut Joe O‘ Loughlin wird als Vermittler zu Hilfe gerufen, als eine junge Frau versucht, von einer Autobahnbrücke zu springen. Doch seine Bemühungen bleiben erfolglos, die Frau springt nackt und mit einem Handy am Ohr in den Tod. Als kurz darauf eine Geschäftspartnerin der Frau tot aufgefunden wird, nackt, an einen Baum gekettet und ebenfals mit einem Handy, sind sich der Therapeut und die Ermittler sicher. Ein Serienkiller ist am Werk, der sich äußerst sadistischer und perfider Methoden bedient.
Dies ist mein erster Robotham-Thrilller, insgesamt aber schon der dritte Auftritt des Therapeuten Joe O‘ Loughlin. Es gibt allerdings kaum Bezugspunkte zu früheren Fällen, sodass dieser Roman gut als „Einstiegsdroge“ funktioniert. Nachdem ich in letzter Zeit vom Genre Psychothriller immer wieder enttäuscht worden war, denn die meisten der Romane entpuppten sich als regelrechte Serienkiller-Pornos, die anstatt Charakterzeichnung und psychologischer Spannung lediglich durch die reißerische Darstellung immer sadistischerer Mordmethoden glänzten, habe ich mich nun doch wieder, nach dem Tip eines Freundes, an diesen Thriller gewagt.
Der Held des Romans hat Parkinson und hat gerade wieder begonnen an der Universität zu unterrichten. Er ist Familienvater und leidet zunehmend an der Abwesenheit seiner Frau, die beruflich viel unterwegs ist. Dem vorliegenden Fall widmet sich der Profiler Joe sehr analytisch, er versucht sich in die Vorstellungswelt des Psychopathen hinein zu versetzen. Die Einblicke, die er dem Hörer in die Methoden der Psychloge gewährt, wirken dabei stets überzeugend und glaubhaft. Und oft auch faszinierend.
Dass der Täter kein simpler Hannibal-Lecter-Verschnitt ist, erfahren wir ziemlich bald in einer zweiten Erzählebene, in der der Killer, der streng genommen ja keiner ist, weil er nicht selbst Hand an seine Opfer legt, selbst zu Wort kommt. Gewiss, er ist ein sadistischer Drecksack und taugt damit durchweg als Hassfigur, doch im Verlauf der Geschichte werden auch weitere Details seines Lebens bekannt, in denen es um eine Familientragödie und um traumatische Kriegserlebnisse geht.
Das alles erzählt Michael Robotham in einer schnörkellosen, filmreifen Sprache, im Hörbuch großartig vorgetragen von Frank Arnold. Arnold war mir bisher nur als Sprecher in Fernsehsendungen bekannt (Aspekte, Kulturzeit), erweist sich aber auch als Hörbuchsprecher als echter Glücksgriff.
Gerade die Passagen in denen der Psychopath zu Wort kommt, liest er sehr überzeugend und intensiv, und durch seinen gekonnten Vortrag werden die sadistischen „Telefonangriffe“ des Irren auf seine Opfer auch für den Hörer zu einer regelrechten Tortur.
Die Story ist fast durchweg spannend, bietet ein paar raffinierte Wendungen und auch der berühmte „Kommissar Zufall“ kommt erfreulich selten zum Einsatz. Da sieht man als Hörer dann gern darüber hinweg, dass das Finale etwas zu sehr auf Happy End gebürstet daher kommt, hat man doch mit den Beteiligten nervenaufreibende siebeneinhalb Stunden verbracht.
Insgesamt also eine echte Empfehlung für Thrillerfans: Vielschichtig, spannend, gut geschrieben und exzellent vorgetragen. Und die Duelle zwischen Jäger und Gejagtem haben es wirklich in sich!
Eine Hörprobe gibt es hier!
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