Thomas durchstreift mittels eines an Google Street View erinnernden Programms am Computer zahlreiche Großstädte. Und er ist geschockt, als er während eines virtuellen Streifzugs durch New York in einem Fenster einen Mord zu sehen glaubt. Aber Thomas ist psychisch krank, niemand will ihm glauben. Nur von seinem älteren Bruder bekommt er Unterstützung. Aber nach kurzer Zeit ist die mysteriöse Aufnahme aus dem Internet verschwunden.
Das Fenster zum Hof, basierend auf einer Kurzgeschichte, zählt zu meinen Lieblingsfilmen von Alfred Hitchcock. Er bietet neben einer atemberaubenden Grace Kelly ein Lehrstück darin, wie man Spannung auf engstem Raum erzeugt, ist doch der Hauptprotagonist durch eine Verletzung an den Rollstuhl gefesselt und hat als „Waffen“ nur seine Augen, sein Fernglas und sein Telefon zur Verfügung.
Ein zeitgemäßes Update dieses Stoffs lieferte unter anderem D.J. Caruso mit seinem Thriller Disturbia von 2007, mit dem Transformers-Star und charismatischen Vakuum Shia LaBeouf in der Hauptrolle.
Aber nun zum Hörbuch: Der Spielraum der Protagonisten von Fenster zum Tod ist weitaus größer, denn Thomas schickt seinen Bruder Raymond auf Spurensuche, der im Lauf seiner Ermittlungen ein ungeheuerliches Komplott aufdeckt, das die Geschichte mittels einiger überraschender Wendungen Schritt für Schritt enthüllt.
Den Grundton der Geschichte, der manchem Thrillerfan in Zeiten inflationär auf den Markt geworfener blutiger Serienkillerpornos etwas behäbig vorkommen mag, empfand ich als sehr angenehm. Obwohl es lange dauert, bis es für die Beteiligten brenzlig wird, ist das Buch äußerst kurzweilig, denn gerade Thomas ist nun wirklich kein alltäglicher Romanheld. Seine Unbeholfenheit einerseits, gepaart mit einer speziellen Form von Genialität, sorgt für einige spannende und auch immer wieder komische Momente. Auch die langsame Annäherung der beiden Brüder nach dem Tod des Vaters bekommt für einen Thriller erstaunlich viel Raum.
Vorleser Frank Arnold, bekannt unter anderem als Sprecher in diversen Fernsehsendungen (Aspekte, Kulturzeit) macht einen wirklich guten Job. Auch und gerade seine Interpretation von Thomas (monoton, laut, kindlich) ist sehr gelungen und steigert den Unterhaltungswert des Hörbuchs enorm.
Ein kurzweiliger, wendungsreicher Thriller mit einem ungewöhnlichen, sympathischen Brüderpaar als Ermittler wider Willen. Hitchcock hätte es sicher gefallen.
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