Die Bewohner der Gemeinde Marzoll in der Nähe von Bad Reichenhall entscheiden sich eines Tages, vollkommen autark zu leben. Die Gemeinde wird vollkommen unabhängig, die Menschen wirtschaften lange Zeit für sich allein und führen ein für alle zufriedenstellendes Leben. Als die Bedrohungen von außen jedoch immer enormer werden und die Welt um Marzoll herum immer mehr in Krieg und Chaos versinkt, entscheiden sich die Marzoller, keine Kinder mehr in die Welt zu setzen, um das Land am Ende wieder vollständig an die Natur zurück zu geben …
Hans Söllner war einer der ersten, der mir in meiner Jugend mit seinen Liedern verdeutlicht hat, dass Humor nicht immer nur Klamauk bedeuten muss. Er nahm respektlos schmutzige Worte in den Mund und beleidigte auf Teufel komm raus die Obrigkeit. Egal ob die Polizei, die Atomindustrie oder Heiner Geißler, alle bekamen in seinen wütenden, humorigen und satirischen Liedern ihr Fett weg. Mein Interesse an seiner Musik erlosch, als er sich vor einigen Jahren vollends der Rastafari-Bewegung verschrieb und fortan überwiegend bayerische Reggaemusik machte.
Durch eines seiner seltenen Interviews, das ich vor kurzem im Radio hören konnte, wurde ich wieder auf ihn aufmerksam und stieß nach ein paar Recherchen auch auf dieses Hörbuch.
Das Ganze kann man wohl als Öko-Science-Fiction bezeichnen. Söllner schildert in seiner Geschichte vom autarken Dorf Marzoll eine positive Utopie, in der jeder Bewohner nach seiner Facon selig werden kann. Die Starken helfen den Schwachen, jeder arbeitet dann, wenn er Lust hat. Und die Kinder lernen in der Schule wirklich etwas fürs Leben. Ach ja, und es ist auch genug zum Rauchen für alle da.
Söllner liest energisch, wütend und emotional. Und dazu noch in bayerischem Dialekt. Das sollten potenzielle Hörer berücksichtigen. Nordlichter gucken da vielleicht in die Röhre. Ihnen sei aber gesagt, dass das zugrunde liegende Buch zweisprachig erschienen ist.
Aufgenomen hat er das Hörbuch in seinem Wohnzimmer, und danach klingt es auch. Das macht es meiner Meinung nach aber nur authentischer, Soundfetischisten mögen allerdings anderer Ansicht sein.
Auch wenn die Geschichte insgesamt etwas blauäugig klingt, das ewige Mantra seiner alten Lieder, wonach die Welt schon eine bessere wäre, wenn man nur die CSU abschaffen und Marihuana legalisieren würde, bedient Söllner in seinem Buch erfreulich wenig.
Insgesamt ist Bloß a Gschicht für mich ein mutiges und bewegendes Werk. Sicher nichts für jedermann, vielleicht aber nicht nur für mich eine Möglichkeit, den Rebell meiner Jugend auf eine andere Art wieder zu entdecken.
Mehr Infos gibt es beim Münchner Label Trikont, bei dem auch Hans Söllners aktuelles und äußerst empfehlenswertes Album Mei Zuastand erschienen ist.
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