Eine namenlose Frau wird als Agentin auf einen mutmaßlichen Staatsfeind angesetzt. In kurzen Gedankenblitzen schildert sie ihre Mission, in der ihr körperlich und psychisch alles abverlangt wird, und in der jeder kleinste Fehler zu ihrer Enttarnung führen kann.
Der diesem Hörspiel zugrunde liegende Roman der Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan erschien ursprünglich in Form von Twitter-Nachrichten im Magazin New Yorker.
Der Regisseur David Fischbach, Träger des deutschen Hörbuchpreises 2013, hat daraus nun ein Ein-Personen-Hörspiel gemacht und dabei den reduzierten Twitter-Stil beibehalten.
Erstaunlicherweise entfaltet die Geschichte gerade dadurch eine große Spannung und Sogkraft, und ebenso erstaunlicherweise kommen in den Kurznachrichten der Agentin auch ihre Gedanken und Gefühle nicht zu kurz. Denn obwohl sie einem System zu entstammen scheint, in dem ihr unbedingter Gehorsam und Vaterlandstreue im Rahmen ihrer Ausbildung eingetrimmt wurden, so keimen in ihr doch immer wieder Zweifel und Ängste auf, die sie, die dank des technischen Fortschritts technisch und körperlich aufgerüstet in ihren Kampf zieht, bei all ihrer Abgeklärtheit und analytischen Pflichterfüllung um so menschlicher wirken lassen.
Diese Wirkung ist natürlich nicht zuletzt der großartigen Interpretin Luise Helm (Synchronsprecherin von Scarlett Johansson) zu verdanken, die das Wechselbad der Gefühle der namenlosen Agentin überzeugend (verhör-)spielt.
Die technische Umsetzung im Stil eines grob geschnittenen Tonbandprotokolls, immer wieder unterbrochen und unterstützt von elektronischen Soundeffekten, ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, insgesamt aber durchaus wirkungsvoll und wirkt, verbunden mit dem Anspruch der Macher hier Hörspielkunst abzuliefern, niemals überkandidelt.
Ein ungewöhnlicher Roman, der auch als Hörspiel sehr gut funktioniert. Und Luise Helm ist eine Klasse für sich.
Weitere Infos und eine Hörprobe gibt es hier!
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