Der Arzt und Profiler Matthias Hegel hat gerade zwei Kinder aus der Gewalt eines Geiselnehmers befreit, da gesteht er, eine obdachlose Frau grausam ermordet zu haben.
Ein Jahr später, Hegel sitzt inzwischen in Haft, interessiert sich die junge Journalistin Jula für den Fall. Einen Drohanruf, der sie eindringlich davor warnt, sich mit dem Verbrechen zu befassen, ignoriert sie. Plötzlich verschwindet Julas Halbbruder spurlos.
Die Vorlage zu Auris entstammt einer Zusammenarbeit der Autoren Vincent Kliesch und Sebastian Fitzek.
Den geneigten Hörer erwartet bisweilen krude, allerdings stellenweise aber auch sehr spannenden Krimiunterhaltung mit einem interessanten Ermittlerduo.
Vor allem Matthias Hegel, stark und charaktervoll gespielt von Oliver Masucci („Dark“), bleibt eine durchweg ambivalente und undurchsichtige Figur. Manch Hörer fühlt sich – wie sicherlich auch die Autoren – wohl an literarische Vorbilder wie Thomas Harris´ unheimlich sympathischen Killer und Feinschmecker Hannibal Lecter erinnert.
Das konsequente Anziehen der Spannngsschraube im Verlauf der mehr als sechs Stunden Spielzeit lässt über manches Logikloch hinwegsehen. Aber wer sich auf Fitzek einlässt, weiß in der Regel ja, dass er es nicht mit hochgeistiger Literatur, sondern eher mit einer irren Achterbahnfahrt zu tun bekommt.
Was die Macher hinter dem Hörspiel aneght, ließ mich als Hörspielfreund der Name Oliver Versch aufhorchen. Versch hat unter anderem bereits vier Thriller von Jussi Adler Olsen rund um den Ermittler Carl Morck und sein Sonderdezernat Q in knackig spannende ungekürzte Hörspiele verwandelt.
Und auch in „Auris“ schafft er immer wieder spannende und atmosphärisch dichte Szenen, etwa während Julas Gesprächen mit Hegel, die von einem beklemmend wabernden Soundteppich unterlegt werden.
Oder in der Sequenz, in der sich Jula allein in einer verlassenen Villa wiederfindet.
Fitzek-typisch sind auch die immer wieder auftretenden Cliffhanger, mit deren Hilfe das Hörspiel gewissermaßen in Kapitel unterteilt wird.
In puncto Besetzung investiert man glücklicherweise zum Großteil in erfahrene Hörschauspieler. Neben Oliver Masucci sind unter anderem Thomas Balou Martin, Patrick Mölleken und Rauand Talen zu hören. Den Erzähler gibt Simon Jäger, der auch die meisten Fitzek-Romane als Hörbücher eingelesen hat.
Die Erzählerparts sind zwar, wie im Format des ungekürzten Hörspiels üblich, durchaus ausführlich, durch die vielen Dialogszenen und die gelungene Geräuschkulisse, inklusive einiger gelungener Schreckeffekte, entsteht aber eine stimmige Mischung.
Gibt es auch etwas zu bemängeln?
Ja, und zwar Jula. Oder viel mehr das, was die Schauspielerin Svenja Jung ihr und uns über einen Großteil der Spielzeit antut.
Jungs übertrieben aufgekratztes und hysterisches Spiel nervt nach kurzer Zeit bereits gewaltig.
Schon klar, dass diverse Traumata und ein entführter Stiefbruder an den Nerven der Heldin zerren, Regie und Schauspielerin hätten die Figur aber in jedem Fall nuancierter anlegen müssen. So verkommt die gute Jula an manchen Stellen leider beinah zur Knallcharge.
Trotz dieses Wermutstropfens kann ich „Auris“ jedem Thrillerfreund und Liebhaber fein produzierter Hörspiele nur wärmstens ans Herz legen.
Der fiese Cliffhanger am Ende wird hoffentlich im folgenden Teil, Auris 2 – Die Frequenz des Todes, aufgelöst, der im April 2020 erschienen ist.
Wie alle Romane von Sebastian Fitzek spielt auch „Auris“ in Berlin. Wer mehr über Fitzeks Berlin erfahren will oder bei seinem nächsten Besuch in der Hauptstadt auf seinen Spuren wandeln möchte, findet im Magazin von Audible weiterführende Informationen zu den Schauplätzen seiner Romane.
In freundlicher Zusammenarbeit mit Audible.
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