Die Psychologin Ira Samin will sich das Leben nehmen, weil sie sich die Schuld am Selbstmord ihrer Tochter gibt. Doch ihr Suizidversuch scheitert, und sie findet sich stattdessen als Vermittlerin in einem Geiseldrama wieder. Ein offensichtlich Wahnsinniger hat einen Radiosender besetzt und treibt mit seinen Geiseln und mit Millionen von Zuhöreren ein makaberes Spiel …
Nach dem ersten ungekürzten Hörspiel Das Kind, ebenfalls nach einem Roman von Sebastian Fitzek, hat man bei Audible glücklicherweise wieder auf Johanna Steiner und das Team der Lauscherlounge vertraut, und so auch aus Amokspiel ein spannendes und erstklassiges Hörspiel gemacht.
Die Besetzung ist hochkarätig. Als Erzähler ist Simon Jäger mit von der Partie, der bereits die Fitzek-Hörbücher für Audible eingelesen hat. Er hat zwar immer noch große Erzählpassagen, insgesamt fällt aber im Vergleich zu Das Kind auf, dass die Erzählerparts einen kleineren Raum einnehmen, sodass zeitweise richtig lange Hörspielszenen entstehen. Und die sind von jener hohen Qualität, die man von der Lauscherlounge gewohnt ist. Denn neben einem eigenen Geräuschemacher leisten sich die Macher auch wieder einen eigens komponierten Soundtrack und durchweg erfahrene Hörspiel- und Hörbuchsprecher.
Vera Teltz in der Rolle der saufenden, abgefuckten Psychologin Ira Samin nimmt den Hörer mit in alle Höllen und Untiefen ihres Horrortrips, der weit über das Radiostudio hinaus geht. Sehr gefreut habe ich mich auch über eine große Rolle für Uve Teschner (Das Lufer Haus), einen meiner absoluten Lieblings-Hörbuchsprecher, der für Audible unter anderem bereits einige Horror-Romane von Jack Ketchum und Richard Laymon eingelesen hat. Auch Timmo Niesner, unter anderem bekannt als deutsche Synchronstimme von Elijah Wood, ist ein echter Gewinn in der Rolle des „irren“ Geiselnehmers. Und Detlef Bierstedt (Synchronstimme von George Clooney) darf in dem Hörspiel mal so richtig einen auf arrogantes Arschloch machen.
An der Geschichte werden sich die Geister scheiden. Wer Fitzek kennt und schätzt, der wird an dem stellenweise kruden, actionlastigen Stoff, der statt auf Charakterzeichnungen lieber auf knallige Effekte setzt, seinen Spaß haben. Alle anderen sollten ab und an mal einfach die Logik Logik sein lassen und darauf vertrauen, dass sich auch jeder noch so wirre Storyfaden am Schluss zu einem etwas wirren Ganzen fügen wird.
Für mich, der den Roman noch nicht kannte, war es jedenfalls wieder ein geiler, irrer, akustisch perfekter Achterbahntrip durch die Hölle und zurück. Sieben Stunden können verflixt schnell vergehen. Und ich freue mich schon sehr auf das nächste ungekürzte Hörspiel von Johanna Steiner.
Das Hörspiel ist exklusiv bei Audible als Download erhältlich, allerdings gibt es wohl Hoffnung für alle Download-Hasser und CD-Fetischisten, denn im September erscheint Das Kind – Das ungekürzte Hörspiel beim Verlag Lübbe Audio auf CD. Es scheint also nicht ausgeschlossen, dass auch Amokspiel in nicht all zu ferner Zukunft in „anfasssbarer“ Form erhältlich sein wird.
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