Alexandra Lange-Baehr ist Schauspielerin und seit vielen Jahren auch als Synchron- und Hörbuchsprecherin tätig. Seit 2012 ist sie als neue Erzählerin in den Hörspielserien John Sinclair und John Sinclair Classics zu hören.
1. Wie kamen Sie an die Rolle der Erzählerin in der Serie John Sinclair?
Soll ich sagen, wie die Jungfrau zum Kind? Nein, ganz im Ernst: Genau so, wie das in unserem Job üblich ist. Der Regisseur Dennis Erhardt hat sich nach einer Stimme umgehört – und das im wahrsten Sinne des Wortes -, die seinen Vorstellungen für die Erzählerin entspricht. Und dabei ist er auf mich gestoßen. Also bin nicht ich an die Rolle gekommen, die Rolle kam zu mir.
2. Gab es Vorbehalte Ihrerseits, etwa wegen des Genres Horrorhörspiel?
Nein, ich fand schon als Kind die gruseligsten Geschichten am schönsten. Und wenn ich jetzt ein bisschen dazu beitragen könnte, dass sich die Sinclair-Fans gruseln, wäre mir das eine teuflische Freude.
3. Können Sie die Rolle der Erzählerin in irgendeiner Form selbst gestalten oder ist so etwas ausschließlich Sache des Regisseurs?
Ich verstehe mich im Studio gewissermaßen als Dienerin an der Sache des Regisseurs. Aber ich versuche schon, mit meinen Angeboten bei der Gestaltung einer Rolle so zu überzeugen, dass die Erzählerin letztlich auch ein Stück von mir ist.
4. Einige Fans im Internet reagierten äußerst kritisch auf die Umbesetzung des Erzählers in der Serie, da Ihr Vorgänger Joachim Kerzel sehr beliebt war. Erreicht Sie solche Kritik? Wie gehen Sie damit um?
Ich habe die Fans, die Joachim Kerzel vermissten, sehr gut verstanden. Auch ich gehöre dazu, kenne und schätze ihn als Kollegen seit vielen, vielen Jahren. Ich kann ihn nicht ersetzen, werde mich aber bemühen, dass Ihr mit mir bald genauso viele Grusel-Erlebnisse habt wie mit Kerzel.
5. Was ist für Sie das Besondere an der Hörspiel- und Hörbucharbeit?
Anders als beim Synchronisieren, wo ich nahe an der Sprechweise der Schauspielerin, sogar möglichst lippensynchron bleiben, sogar ihre Gestik und Mimik aufnehmen muss, kann ich bei Hörspiel oder Hörbuch viel mehr von mir einbringen, kann einen vorliegenden Text so interpretieren, wie ich ihn lese oder verstehe.
6. Sie haben bereits in den 80er Jahren viel synchronisiert. Wie hat sich die Arbeit als Synchronsprecherin im Laufe der Jahre verändert?
Durch die moderne Technik habe ich leider keine Mitspieler mehr. Während früher meist zwei oder sogar mehr Schauspieler Take für Take synchronisiert haben, in echter Gemeinschaftsarbeit also, ist man jetzt im digitalisierten Studio allein. Jede Rolle wird für sich aufgezeichnet.
7. Gibt es im Bereich Schauspiel und/oder Sprecher eine Kollegin oder einen Kollegen der Ihnen besonders gut gefällt?
Auf die Frage nach Vorbildern habe ich immer geantwortet, dass ich keine habe. Aber vielleicht darf ich hier mal gestehen: Wenn ich in meiner Arbeit mal in einer Situation bin, wo ich nicht mehr richtig weiter weiß – wie das wohl jeder schon mal erlebt hat, dann frage ich mich oft, was Judy Winter jetzt tun würde. Und das hilft meist.
8. An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit/demnächst?
Über ungelegte Eier soll man nicht gackern. Außerdem wisst Ihr ja, wie abergläubisch Künstler sind.
An dieser Stelle möchte ich Frau Lange-Baehr für das nette Interview danken, ebenso Dennis Ehrhardt und Verena Roelvink von Lübbe Audio für die Hilfe bei der Kontaktaufnahme.
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