David Frentzel ist Hörspielproduzent und -regisseur und Betreiber des Labels Studio Hörsturz. Als erste Veröffentlichung erschien vor kurzem mit „Schrecken ohne Gesicht“ der Auftakt der Reihe „Studio Hörsturz – Gruselserie“.
1. Wie kam es zur Gründung von Studio Hörsturz?
Die Gründung von Studio Hörsturz war im Grunde genommen das Resultat eines langjährigen Entwicklungsprozesses. Durch meine Synchronarbeit im Computerspielbereich genoss ich das Privileg, mit vielen meiner Helden aus Kindertagen zusammen arbeiten zu können.
Stell Dir mal vor, du sitzt in der Aufnahme und dir gegenüber in der Sprechkabine sitzt dein Held Jan Tenner (Lutz Riedel), der gerade einen Text für dich einspricht. Ich kam mir in dem Moment vor, als wenn ich plötzlich wieder acht Jahre alt wäre. Es war unbeschreiblich. Dieses Gefühl war es, das schließlich auch dazu führte, dass mein Wunsch nach einer eigenen Hörspielproduktion immer größer wurde. Es war und anders kann ich es wirklich nicht ausdrücken, meine ganz persönliche Droge.
Ich weiß noch noch genau, was Ernst Meincke mir im Studio während der Aufnahmen zu „The Second Guest“ sagte, als ich ihm von meinem Traum eine eigene Hörspielreihe zu produzieren, erzählte:
„David, wenn man einen Traum hat und sich einem die Gelegenheit dazu bietet ihn zu realisieren, sollte man zugreifen…“
Das war der Tag, an dem Studio Hörsturz geboren wurde.
2. Warum hast du dich für eine Gruselserie als erste Produktion entschieden?
Mit der Produktion dieser Gruselserie ist für mich einer meiner größten Kindheitsträume in Erfüllung gegangen. Auch wenn das jetzt vielleicht abgedroschen klingen mag, aber ich bin noch eines von den echten Kassettenkindern.
Serien wie Larry Brent, Jan Tenner, Macabros, H.G. Francis Gruselserie oder die John Sinclair von Tonstudio Braun haben mich durch meine ganze Kindheit begleitet und tun es auch heute noch. Als es dann schlussendlich daran ging, das Konzept für eine eigene Serie auszuarbeiten, war für mich ganz klar, was es werden würde.
3. Gab es, neben der Neon-Gruselserie von EUROPA, andere Vorbilder für deine Serie im Hörspielbereich?
Sicher gab es die. Neben besagter Serie von H.G. Francis waren es vor allem Serien wie Gabriel Burns oder Danger, die mich beeinflusst haben. Gerade bei Danger möchte ich vor allem die Folge 7 „Gas“ ganz besonders hervor heben. Genau diese Folge war es letztendlich, die mir gezeigt hat, wie wichtig der Aufbau von Atmosphäre für eine Hörspiel sein kann. Das war wahrlich Kino für die Ohren.
4. Worin soll sich deine Serie von anderen (Grusel-)Serien am Markt unterscheiden?
In erster Linie möchte ich erreichen, dass sich die Serie durch die in den Hörspielen aufgebaute Atmosphäre von anderen Produktionen dieses Genres unterscheidet. Den Leuten soll beim Hören einfach ein Schauer über den Rücken laufen. Allerdings ist es sehr schwer, diesen Effekt zu erreichen, da Grusel etwas viel subtileres als Horror ist. Ob ich dieses zugegebenermaßen sehr hoch gesteckte Ziel auf Dauer erreichen kann oder nicht, wird die Zeit erst noch zeigen müssen.
5. Wie war die Arbeit mit den prominenten Sprechern? In den Outtakes von Folge 1 geht es ja sehr lustig zu, vor allem mit Ernst Meincke.
Die Arbeit mit Ernst macht mir immer besonders viel Spaß. Ich hatte ja damals während meiner Zeit im Synchron schon mit ihm, David und Oliver zusammen gearbeitet und wusste, was da auf mich zukommen würde. Grundsätzlich ist die Arbeit mit den Sprechern sowieso sehr angenehm und entspannend. Da bleibt es gar nicht aus, dass da das ein oder andere mal auch ordentlich rumgeflaxt wird.
6. Wie bewertest du den Hörspielmarkt zurzeit allgemein? Hat das Medium Hörspiel eine Zukunft?
Ich weiß jetzt schon, dass meine Antwort auf diese Frage vermutlich eine Menge Kontroversen auslösen wird, aber Du hast mich gefragt und das ist halt meine persönliche Meinung zu dem Thema.
Aktuell wird der Markt extrem übersättigt, weil viele kleine Label und dazu zähle ich mein eigenes übrigens auch, versuchen, mit ihren Produktionen Fuß zu fassen.
Im Gegensatz zu früher zählt heute aber nicht mehr nur die reine Verfügbarkeit eines Hörspiels über den Kauf, sondern viel mehr die Qualität und Umsetzung des Stoffes.
Im Prinzip ist es genau wie bei Film. Zeige einem Sechzehnjährigen heute mal einen Dracula Film aus den Siebzigern. Er wird Dich ansehen und dann in schallendes Gelächter ausbrechen.
Natürlich wird es immer Leute geben, die sich solche Produktionen schon aus rein nostalgischen Gründen kaufen würden, diese reichen aber bei weitem nicht aus, um ein Label am Leben zu erhalten.
Um heute wirtschaftlich rentabel am Markt existieren zu können, wird man auf Dauer nicht umhin kommen, dem vorherrschenden Zeitgeist Tribut zu zollen. Die heutigen Hörer sind viel kritischer als wir es noch vor 20 oder 30 Jahren waren. Sie sind erwachsen geworden, und das müssen die Label, wenn sie denn auf Dauer bestehen wollen, auch werden.
Also ja, ich glaube, Hörspiele haben eine Zukunft. Vorausgesetzt, dass sie technisch und auch inhaltlich den vorherrschenden Zeitgeist bedienen.
7. Wie und wann wird es mit der Gruselserie weitergehen? Hast du schon Ideen für weitere Projekte?
Ende November wird mit „Die Plantage“ bereits die zweite Folge der Gruselserie erscheinen. Diesmal aus der Feder von Frank Buttgereit. Weitere Folgen sind bereits in Arbeit.
Parallel dazu erarbeite ich noch das Konzept einer zweiten Hörsturz-Serie. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber noch zu früh, um mehr darüber zu erzählen. Was ich sagen kann ist, dass es nichts mit Horror oder Grusel zu tun haben wird.
Lieber David, vielen Dank für das Interview.
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